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10. April 2014

Frauenportrait #8

#8 LUCIE ENGLISCH (1903-1965) – EIN FILMSTAR AUS BADEN





 
Aloisia Englisch
Im Badner Vorort Leesdorf – im Haus Waltersdorferstraße 45 – lebte der Fleischselcher Ernest Englisch mit seiner Gattin Theresia (geb. Huemer). Drei Kinder waren schon zur Welt gekommen, 1891 Ernst, 1897 Franziska und 1899 Theresia, als 1903 wieder eine Tochter geboren wurde, die auf die Namen Aloisia Paula getauft wurde. Zwei Jahre später folgte noch ein weiterer Sohn nach, Ludwig. Ab 1907 scheint der Name des Vaters nicht mehr in den Archivalien auf. In den folgenden Jahren zog die Familie mehrmals um, blieb aber immer Leesdorf treu.
Aloisia Englisch besuchte ab dem Schuljahr 1908/9 die Volksschule für Mädchen in der Kaiser-Franz-Josef-Schule in Leesdorf. Nach fünf Jahren Volksschule besuchte sie in den Schuljahren 1913/14 und 1914/15 die Bürgerschule, in deren Gebäude sich heute die Volksschule Pfarrplatz Baden befindet. Bereits während ihrer Schulzeit entdeckte sie die Liebe zum Theater und war als Statistin am Stadttheater Baden tätig; es war dies bereits das heutige Gebäude, das nach nur zehnmonatiger Bauzeit am 2. Oktober 1909 eröffnet wurde, ein Werk des Ateliers Fellner & Helmer. Mit ihrem Vornamen „Aloisia“ scheint sie nicht allzu glücklich gewesen zu sein: 1919 unterschrieb sie mit „Luisl“, 1923 mit Luise und ab 1925/28 mit Lucie oder Lucy.
Wo sie ihre Theater- und Gesangsausbildung in den folgenden Jahren erhalten hat, ist leider nicht bekannt. Wie in dieser Zeit üblich, sammelte sie ihre ersten Erfahrungen als Schauspielerin und Sängerin in der Provinz; sie absolvierte 1920 ein Gastspiel in Rumänien und trat dann auf der Bühne in Eger auf. In den Kritiken wurden „ihr temperamentvolles Spiel, ihre melodische Sprache und ihre anmutigen Bewegungen“ lobend erwähnt. Zurück in Wien spielte sie an diversen Theatern, u.a. auch bei der Löwinger-Bühne, die zu dieser Zeit noch keine feste Spielstätte hatte. In der Spielzeit 1924/25 holte sie Max Reinhardt an das Theater an der Josefstadt.
Dann begab sie sich nach Deutschland und spielte u.a. am „Neuen Theater“ in Frankfurt am Main, in Berlin und absolvierte Gastspiele in der Schweiz. In Berlin spielte sie am „Lustspieltheater“ sowie an der Boulevardbühne „Theater in der Behrenstraße“, wo sie u.a. in Komödien von Curt Goetz und Franz Molnár auftrat.
Unter der Regie von Carl Froelich gab sie 1929 ihr Debüt im frühen Tonfilm: An der Seite von Hans Albers, Charlotte Ander und Walter Janssen spielte sie in dem im Rennfahrermilieu spielenden Kinostreifen „Die Nacht gehört uns“ die Rolle einer Dame der Gesellschaft. Im Film wurde sie schon bald auf das Fach der munteren Naiven festgelegt. Je nach Drehbuch spielte sie Zofen, Mägde oder Haushälterinnen. Nur selten spielte sie Hauptrollen wie etwa in der Komödie „Die Unschuld vom Lande“, deren Handlung sich um ein junges theaterbegeistertes Mädchen vom Land dreht, das sich in der Villa eines Theaterdirektors einnistet, oder in der freien Verfilmung der Operette „Die Landstreicher“ (1937), in der sie an der Seite Paul Hörbigers die Hauptrolle spielte. In „Du kannst nicht treu sein“ (1935/6) mimt sie eine junge resche Hoteldirektorin, die durch List und Schläue „an den Mann gebracht“ wird.
Während ihres Engagements in Frankfurt am Main hatte sie den Schauspieler, Dramaturgen und Regisseur Dr. Heinrich Fuchs (1896-1961) kennengelernt, den sie kurze Zeit darauf heiratete. 1930 kehrte sie mit ihrem Gemahl nach Österreich zurück und ließ sich in Wien nieder. Für ihre Mutter und ihre Geschwister ließ sie in Baden, Im Schießgraben 22 ein Haus errichten: Ihre Mutter lebte dort bis zu ihrem Tod 1939.
Nach dem Krieg setzte sie ihre Karriere im Film und am Theater fort. Sie gab Gastspiele in Deutschland und der Schweiz, spielte unter anderem am Berliner „Schlosspark-Theater“ unter Boleslaw Barlog oder am Münchner „Volkstheater“ in der Brienner Straße. Langsam wechselte sie in das Fach der komischen Alten. In ihren mehr als 50 Filmen, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg noch drehte, spielte sie an der Seite von Hans Moser, Theo Lingen, Paul Kemp, Gert Fröbe, Paul Hörbiger, Oscar Sima, Joe Stoeckel u.v.a.m.
Lucie Englisch starb am 12. Oktober 1965. Ihre letzte Ruhestätte fand sie an der Seite ihres Gatten auf dem Friedhof Westerbuchberg bei Übersee am Chiemsee.


Quelle: Regina Luxbacher, Lucie Englisch – Ein Filmstar aus Baden! In: Badener Zuckerln. Aus der Arbeit des Stadtarchivs 36 (2010).
Text: Elisabeth Vavra

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